Freie Republik Schwarzenberg


Am 08.05.1945 telefoniert Landrat Dr. Hänichen mit seiner vorgesetzten Stelle, der Sächsischen Staatskanzlei, vertreten durch Regierungsrat Schramm. Dr. Hänichen ersucht dringend um Anweisungen für das weitere Handeln im Landkreis Schwarzenberg.

Zu diesem Zeitpunkt ist der - von Kriegshandlungen weitestgehend verschont gebliebene - Landkreis Schwarzenberg im westlichen Erzgebirge unbesetzt, und das Deutsche Reich steht unmittelbar vor Inkrafttreten der Kapitulation. Unser vergleichsweise dicht besiedeltes Gebiet ist zusätzlich angefüllt mit Flüchtlingen, Fremdarbeitern und einer Vielzahl von Wehrmachtseinheiten, die hier, wohl für eine geplante letzte Verteidigungsstellung auf dem Erzgebirgskamm (Reseda-Stellung) zusammengezogen waren.

Wie fällt die Antwort der externen Obrigkeit nun aus?

Regierungsrat Schramm antwortet an Landrat Dr. Hänichen: "Handeln Sie selbständig!"


Diese schlichte Antwort des untergehenden Reiches ist wesentlich in der weiteren Betrachtung, gibt damit die noch herrschende externe Obrigkeit doch einerseits die Befehlsgewalt und andererseits auch die Verantwortung für den Landkreis und seine Bevölkerung auf. 


Nun mag die Flucht aus der Verantwortung für Mitglieder der Obrigkeit in Zeiten der Gefahr, angesichts näher kommender, überlegener Kriegsgegner in der Geschichte nicht gerade selten vorkommen. Das Außergewöhnliche im Landkreis Schwarzenberg zeigt sich erst in den nächsten Tagen:

Rückblickend haben sich bereits am 05.05.1945 in Torgau der amerikanische General Bradley und der sowjetrussische Marschall Konjew hinsichtlich einer Demarkationslinie entlang des 13. Längengrades für die anstehenden militärischen Operationen abgestimmt.

Die Russen bleiben vereinbarungsgemäß im östlich gelegenen Landkreis Annaberg stehen und richten ihre Aufmerksamkeit über den Erzgebirgskamm in Richtung Prag. Die Verbindungsstraßen zwischen den Kreisen Annaberg und Schwarzenberg werden am 08.05.1945 von der Roten Armee gesperrt.


Vereinzelte amerikanische Aufklärungseinheiten erreichen ebenfalls am 08. Mai den Landkreis Schwarzenberg, ohne daß sie ein geregeltes Besatzungsregime eingerichtet hätten. Nach dem Einsammeln von einigen Waffen und Beutestücken verlassen sie den Landkreis bereits am 11./12.05.1945 vollständig. Es bleibt ein ungelöstes Rätsel, was die Amerikaner dazu bewogen hat, den Landkreis Schwarzenberg sich selbst zu überlassen. 

Entscheidend ist, daß sie damit ihre faktische Herrschaft über den Landkreis Schwarzenberg als externe Besatzungsmacht aufgeben. Sie geben damit nicht nur die Macht sondern auch die Verantwortung für die vielen notleidenden Menschen in der unbesetzten Zone auf.

Auch das dringende Ersuchen von Landrat Dr. Hänichen an die amerikanische Militätverwaltung vom 25.05.1945 um Besetzung des Gebietes bleibt unerfüllt.

D.h.: Alle in Frage kommenden externen Mächte entsagen aus unterschiedlichen Gründen ihrem Herrschaftsanspruch und überlassen den Landkreis sich selbst.


In mehreren Städten und Gemeinden übernehmen ab dem 09.05.1945 antifaschistische Aktionsausschüsse die Macht und organisieren aus eigener Kraft das elementare Überleben.

Landrat Dr. Hänichen bleibt im Amt unangetastet. Er sorgt für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung, legitimiert Land- und Stadtwacht, Gendamerie bzw. Ordnungspolizei, gibt den lokalen Bürgermeistern Anweisungen und koordiniert die Kreisverwaltung.


Eine "Freie Republik Schwarzenberg" - ohne daß dieser Begriff zur damaligen Zeit belegbar wäre - hat es faktisch allein dadurch gegeben, daß für ca. 6 Wochen ein territorial eindeutig definiertes Gebiet frei von jeglicher externer Verantwortung, Herrschaft und Obrigkeit war. Die Bürger mußten in Zeiten großer Not ohne Hilfe und Anleitung von außen eine funktionierende Selbstverwaltung errichten, und ein Gemeinwesen ganz ohne Fremdbestimmung erhalten. 

Dieses kleine Staatsgebilde ohne fremde Herrschaft ist trotz Hunger und Not eben nicht in Anarchie verfallen.


Die "Freie Republik Schwarzenberg" steht somit als ein Muster, als das Ideal eines Kleinstaates, der unter den härtesten Bedingungen überlebensfähig war. Um wieviel praktikabler und erfolgreicher müßte daher eine "Freie Republik" unter Friedensbedingungen möglich sein?

Selbstverwaltet, frei von externer Unterdrückung durch Land, Bund, EU, etwa nach dem Vorbild von San Marino könnte auch der ehemalige Landkreis Schwarzenberg zu ungeahnter Blüte gelangen. 

Daß die Geschichte und Vision von einer "Freien Republik Schwarzenberg" lebendig bleibt, ist in herausgehobener Weise dem Schwarzenberger Künstler Jörg Beier zu verdanken, der seit ca. 1990 bis zu seinem Tod im Jahr 2021 das Projekt mit großer Leidenschaft befördert hat.


Im Jahr 3 Corona hört man nur noch wenig von solchen historischen Absonderlichkeiten.

Die heutige Obrigkeit tut alles, um die Erinnerung an ein freies, selbtsverwaltetes Territorium unter der Decke zu halten.

Dabei wäre eine neue Form der deutschen Kleinstaaterei auf Basis von Recht und Gesetz die Antwort auf fast alle drängenden Fragen unserer Zeit:

Keine unsinnigen, widersprüchlichen Regeln für völlig unterschiedliche Regionen und Mentalitäten

Keine Verschuldungsorgien für überbordende Sozialsysteme und eine Beutegemeinschaft von Parteien, Medien und NGO`s

Keine Zensur

Keine wirtschaftliche Unvernunft 

Keine Sorge unserer Nachbarn vor einem mächtigen, übergriffigen deutschen Nationalstaat

Keine Chance für Genderwahn und Kulturrevolution

Kein Magnet für Massenzuwanderung

Keine wuchernde, den Verstand verhöhnende Bürokratie



Weil: Es fehlen in einem Kleinstaat einfach die Mittel, die Steuereinnahmen für alle Projekte, welche über die Grundfunktionen eines Staates hinausgehen. 


Nur ganz am Rande:

Es wurden natürlich auch Gegenstände aus anderen Reichsgebieten kurz vor Kriegsende in das vermeintlich sichere Territorium der alten Amtshauptmannschaft Schwarzenberg verbracht, die später dem Zugriff der DDR-Behörden entzogen werden mußten.

Auf verschlungenen Pfaden sind einige Objekte aus vormaligen Adelsbesitz vorübergehend oder dauerhaft in unseren Besitz gelangt.